Mai 1995 RP-Beilage Niederrheinische Blätter

Hans Werner Thurmann – Freischaffender Maler

  Pressespiegel  

Niederrheinische Blätter, Beilage der Rheinischen Post, Mai 1995:

Hans Werner Thurmann aus Neukirchen Vluyn:

Ein Künstler auf den Spuren
der Farbwelt von Claude Monet

Von Lothar Schröder

Ein Blick auf die Daten seiner Kurzbiographie mag den Eindruck erwecken, als gehöre Hans Werner Thurmann zum Kreis jener bodenständigen Künstler, die im Werk und mit dem Werk die Erfahrungsmarksteine ihrer Heimat und Herkunft abschreiten: Geboren wurde er 1950 in Moers, legte hier 1970 sein Abitur ab, studierte von 1970 bis 1978 an der Düsseldorfer Kunstakademie und arbeitet seither als freischaffender Maler. Daß er in Neukirchen-Vluyn wohnt und die weitaus meisten seiner Bilder sich mit der Landschaft des Niederrheins auseinandersetzen, scheint diese Einschätzung vollends zu bestätigen.
Doch die Werke Thurmanns, mögen sie noch so bezeichnende Titel tragen wie „Blick Richtung Sonsbeck“, „Schulteskull“ oder „Weg im Vluynbusch“ widerlegen das Etikett des Heimatkünstlers auf nachhaltige Weise.

Denn Hans Werner Thurmann geht es nicht um „Abbilder“ einer konkreten Landschaft, sondern weitmehr um „Sinnbilder“ der Wahrnehmung, bei der die Farbe – und nicht der Verstand – zwischen Gefühl und Verstand vermittelt. Daß die Motive der Werke überwiegend dem Niederrhein entspringen, ist kein Widerspruch, vielmehr die folgerichtige Umsetzung seiner Intention: Erst in vertrauter Umgebung kann sich der Blick allein auf das Farbenspiel und die Stimmung des Lichts konzentrieren, während man in einer völlig fremden Landschaft ganz von der Gegenständlichkeit gefangen bliebe. So paradox dies erscheinen mag: Für Thurmann ist die Landschaft des Niederrheins tatsächlich nur ein „Vorwand für seine Malerei“, wie dies Reinhard Ermen im Heimatkalender des Kreises Wesel festgestellt hat.

Hans Werner Thurmann selbst, der an der Kunstakademie bei Joseph Beuys studierte, sieht sich mit der Konzentration auf die Farbe in der Tradition Claude Monets. Diese Art der Farbauseinandersetzung sei, so Thurmann, nicht zu Ende geführt worden, mehr noch: Landschaftsmalerei blieb seither bei der Avantgarde verpönt.
Fast zwangsläufig führte dies in den vergangenen Jahren zu einer Änderung seiner Arbeitsweise: Die meisten Bilder entstehen nicht mehr „vor Ort“, sondern im Atelier, wo die aufgenommenen Wahrnehmungen in Farbe umgesetzt werden. Wer in diese Farbwelt eintreten möchte, der muß vor allen Dingen zu einer ruhigen und ausdauernden Betrachtung fähig sein, vergleichbar etwa mit einem selbstvergessenen Blick in den Himmel. So mag es nicht verwundern, daß das Motiv der Wolke im jüngeren Werk Thurmanns einen auffällig größeren Raum für sich in Anspruch nimmt.

Lothar Schröder ist Feuilleton-Redakteur der Rheinischen Post in Düsseldorf.

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