28.09.2001 Beilage der NRZ/WAZ „Heimat am Niederrhein“

Hans Werner Thurmann – Freischaffender Maler

 Pressespiegel 

Beilage der NRZ/WAZ „Heimat am Niederrhein“ am 28. September 2001:

Der Claude Monet
des Niederrheins

Hans Werner Thurmanns Kunst
Ein Bericht von PASCAL BRÜCKMANN

Landschaftsmaler? Nein. Heimatmaler? Auch nicht. Zumindest im herkömmlichen Sinne. Das steht fest. Auch wenn sich Hans Werner Thurmann seit über zwei Jahrzehnten in seinen Bildern fast ausschließlich mit Motiven aus der niederrhei-nischen Landschaft auseinandersetzt – die Niers am Morgen, die Niepkuhle im Winter, ein Graben bei Schlick oder der Moersbach im Gegenlicht.

So weit die unvollständige Einleitung über einen Künstler, dessen Arbeit tiefer geht und viel intensiver wirkt, als dass sie mit einfachen Etikettierungen zu erklären wäre. Vielleicht wird man Hans Werner Thurmann am ehesten gerecht, wenn man ihn als einen Reisenden bezeichnet. Der seinen künstlerischen Weg möglichst gradlinig und mit großer Disziplin beschreitet, sich aber nie die Freiheit nehmen lässt, einen erforderlichen Umweg zu gehen.

Wer Hans Werner Thurmann zuhört, dem wird er von seiner Idee erzählen. Davon, wie er durch seine Malerei versucht, das Auslösen von Gefühlen durch Farbigkeit künstlerisch greifbar zu machen. „Mit dem Tod Claude Monets wurde diese Form der Beschäftigung mit Farbe endgültig abgebrochen, ohne sich erschöpft zu haben“, ist Thurmann überzeugt. Deshalb versucht er mit seiner Malerei an die Arbeit des großen Impressionisten anzuknüpfen. In einer Zeit wohlgemerkt, in der die Konkurrenz der Kunstrichtungen gnadenloser denn je ist und immer häufiger nur der reine Effekt zählt.

Hans Werner Thurmann, der in Moers geboren wurde und in Vluyn lebt, entdeckt jenes Wechselspiel zwischen Farben und Gefühl durch seine Naturbeobachtungen. Eine Vorgehensweise, die seines Erachtens auch in der heutigen Zeit, in der die Gegenständlichkeit und auch die Landschaft in der Malerei häufig verpönt wird, aus kunstgeschichtlicher Sicht gerechtfertigt ist.

Und so begibt sich Hans Werner Thurmann regelmäßig auf die Suche nach der Farbigkeit in der Natur. Da hat er es am Niederrhein nicht weit. Auch ein Grund, warum er seine Heimat nie verlassen hat. „Die Palette von Farbigkeit ist hier viel größer als beispielsweise im Süden“, erklärt der Künstler.

Sein Verlangen nach Kunst, es geht bis in seine Schulzeit zurück. „Nur deshalb habe ich das Abitur gemacht, ich wollte unbedingt auf die Düsseldorfer Kunstakademie.“ Tatsächlich erreichte der junge Thurmann sein Ziel. Und wie. Wer nachfragt, bei wem er unterrichtet wurde, bekommt nach einigem Zögern zu hören: „Ich war in der Beuys-Klasse.“ Keine Sekunde später folgt der Satz: „Aber das ist eigentlich unerheblich. Ich möchte mich damit nicht schmücken.“ Ganz und gar nicht unerheblich war allerdings der Einfluss des Klever-Kunstgenies auf Thurmann. Bei Joseph Beuys erhielt der heute 51-Jährige sein künstlerisches Fundament. Wochenlang musste er intensive Naturbeobachtungen betreiben, die mit akribischen Studien per Bleistift einher gingen. „Dort habe ich die Schule des Sehens gelernt“, fasst Thurmann seine Lernzeit zusammen.

Und noch mehr. Joseph Beuys selbst war es, der Thurmann den künstlerischen Weg wies. „Ich habe mit Joseph über meine künstlerische Zukunft gesprochen und er gab mir den Rat, ich solle mich auf die Natur konzentrieren und abwarten. Das habe ich getan, ohne zu wissen, was er mir sagen wollte. Doch dann ist es einfach passiert.“

Seitdem versucht er die emotionale Wirkung der Farben in der Natur einzufangen. Durch die konzentrierte Beobachtung saugt Thurmann die Gefühle in sich auf und gibt sie abstrahiert auf der Leinwand in Öl wieder. Dabei will er selten Gegen-ständliches abbilden. Im Gegenteil: Thurmann reduziert das mit dem Auge sichtbare auf ein extremes Minimum. Und durch die Wahl seiner Farben läßt er das Weggelassene in der Fantasie des Betrachters wieder entstehen.

Hans Werner Thurmann lebt mit seiner und von seiner Kunst. Materiell gesehen beschert sie ihm ein durchschnittliches Einkommen. Zwischen 500 und 4000 Mark kann er mit einem Bild erzielen. Möglicherweise schöpft Thurmann das finanzielle Potenzial seiner Arbeiten nicht aus. Die Bescheidenheit, seine Zurückhaltung hat sicher schon manchen Kauf verhindert, ihm dafür aber die Glaubwürdigkeit bewahrt.

Den Glauben daran, dass die Qualität ein höheres Kriterium in der Kunst darstellt als die persönliche Beziehung, hat er aber mittlerweile verloren. „Ich habe unterschätzt, wie viel Beziehungen ausmachen. Und alles was ich bisher erreicht habe, habe ich ganz ohne Beziehungen erreicht.“ Hans Werner Thurmann ist dennoch glücklich mit seinem Weg. Noch sieht er ihn lange nicht beendet. „Die Tragfähigkeit meiner Idee geht einher mit meiner Lust am Malen. Es wird immer spannender. Und meine Zielvorstellung rückt immer weiter.“ Gute Reise.

Kontakt: Hans Werner Thurmann, Bahnhofstraße 18, 47506 Neukirchen-Vluyn, 0 28 45 / 2 12 00. Ein Atelierbesuch ist nach Anmeldung möglich. Im Internet sind einige Werke Thurmanns zu sehen: www.hwthurmann.de

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