Hans Werner Thurmann – Freischaffender Maler
Pressespiegel
Außergewöhnliche Ausstellungseröffnung in der Galerie Rheinhausen
Improvisationen am Klavier verstärkten die Farbstimmungen
Von MICHAEL TEGETHOFF
Auf den Ölgemälden liegt der Horizont oft so tief, daß sich riesige Wolkenfelder über den schmalen Landschaftsstreifen öffnen. Wiederholt bricht auch die Sonne mal aus fahlen Nebelschwaden hervor oder hüllt baumgesäumte Waldwege in goldenes Licht: Schon mit flüchtigem Blick durch die Galerie des Wilhelm Lehmbruck Museums sind die wesentlichen Motive des Malers Hans Werner Thurmann zu erkennen. Irritierend bei aller thematischer Einheitlichkeit wirkt sich nun beim unvermeidlichen Blick auf die Ausstellungsliste die genaue Angabe der Schauplätze aus: Niederrheinische Dorfkirchen, in der Realität gewöhnlich, Blickfänge ganzer Landstriche, erscheinen als kleine dunkle Farbtupfer, während ein einzelner Baum zum beherrschenden Bildinhalt werden kann.
Landschaft als Kontrollinstanz.
Schnell erkannte Tendenzen zeigen, daß der freischaffende Künstler aus Neukirchen-Vluyn sich zwar in gewisser Weise in die Tradition der Landschaftsmaler stellt, viel größeres Gewicht jedoch auf die Zusammenhänge von Farbe und daraus resultierender Stimmung legt.
Während Thurmann, der an der Düsseldorfer Kunstakademie lernte, die Konturen verein- facht und die Farbwirkungen erhöht, dienen ihm die niederrheinischen Landschaften als eine Art Kontrollinstanz für den Ausgleich von Fühlen und Denken. Bereits das Fehlen des Wortes brachte jetzt der Ausstellungseröffnung die außergewöhnliche Note. Folgerichtig erhielt statt Erklärungen nun die Musik den Vorzug, und viele Betrachter sahen durch die Improvisationen des Moerser Pianisten Heinz Witte ihre Bildeindrücke verstärkt. Der seit über einem Jahrzehnt mit dem Maler befreundete Musiker fand durchweg überzeugende atmosphärische Korrespondenzen. Der regelmäßige Wechsel langsamer und schneller Stücke sowie einige Anleihen beim Impressionismus und seinem Hauptvertreter Claude Debussy erlaubten es Witte, mit formal freien Stücken auf den Energiegehalt der Bilder aufmerksam zu machen und die verborgenen oder offensicht-lichen Spannungen zu unterstreichen.
Allmähliche Veränderungen ständig wiederkehrender Tonfloskeln entsprachen dann der Lebendigkeit der Bildaussage, während langsame Dialoge hoher und tiefer Stimmen einen Vergleich mit ruhigen Wasserspiegelungen nahelegten. Dagegen schien die Dramatik eines direkt in Flügelnähe aufgehängten Abendhimmels aus abweisend kühlen Violettönen ihre unmittelbare Entsprechung in den festen Formen und robusten Klängen des Finales gefunden zu haben.
Unter der Überschrift „Natur und Farberlebnis“ hat Hans Werner Thurmann rund 30 Ölgemälde sowie fünf Zeichnungen und Pastellbilder zusammengestellt.
Michael Tegethoff aus Rheinberg am Niederrhein (0 28 43 / 6 07 25) ist freier Journalist und schreibt für die RHEINISCHE POST vor allem Musik- und Kunstkritiken.
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