16.02.2002 RP Interview zur Eurotec-Ausstellung

Hans Werner Thurmann – Freischaffender Maler 

 Pressespiegel 

Interview in der Rheinischen Post zur Eurotec-Ausstellung am 16. Februar 2002
 
Interview mit Hans Werner Thurmann anlässlich seiner Ausstellung im Foyer des Eurotec-Centers

Naturerfahrung bildet die
Grundlage meiner Idee

MOERS. Hans Werner Thurmann schlägt sich seit 23 Jahren als frei schaffender Maler durchs Leben. Der gebürtige Moerser hat an der Kunst akademie Düsseldorf bei Joseph Beuys studiert und sich danach in Neukirchen-Vluyn niedergelassen. Anlässlich seiner Ausstellung „Natur als Farberlebnis“, die am 22. Februar, 19 Uhr, im Foyer des Eurotec-Centers eröffnet wird, sprach RP-Redakteurin Irmgard Bernrieder mit dem Künstler über das Peschkenhaus, Erfahrungen auf dem Kunstmarkt und seine künstlerische Entwicklung.

Bedauern Sie die Schließung der Städtischen Galerie Moers?

Ich weiß nicht, welche Wirkung das Peschkenhaus auf die Künstler im unmittelbaren Umfeld hatte. So weit ich mich erinnere, hat allein Horst Inderbieten eine Einzelausstellung in der Städtischen Galerie erlebt. Alle anderen hiesigen Künstler waren nur in Sammelausstellungen zu sehen. Zweifellos brauchen wir in einer Stadt wie Moers einen Ort für bildende Kunst. Möglicherweise auch als Künstler-Treffpunkt. Aber wo sind in Moers die Künstler, die sich engagieren und gemeinsam auftreten? Was mich angeht, so habe ich eigentlich immer allein gewerkelt. Im Gegensatz zu den meisten Kollegen habe ich nie einen sogenannten Brotberuf ausgeübt, sondern immer von meiner Malerei gelebt.

Haben Sie ‚mal versucht, eine Ausstellung im Peschkenhaus zu bekommen?

Sicherlich. Als es auf mein Berufsjubiläum zuging, habe ich in der Städtischen Galerie angefragt. Da ich Moerser bin, dachte ich, in 20 Künstlerjahren hätte ich mir so eine Aus stellung am Ort verdient. Ich erhielt eine abschlägige Antwort, die darauf abhob, dass ich mich nie an Sammelausstellungen im Peschkenhaus beteiligt hatte. Ehrlich gesagt, muteten die Moers-Kunst-Schauen oft wie ein Sammelsurium an. Ich hatte keine Lust, meine Bilder neben offensichtlichen Dilettanten zu präsentieren.

Haben Sie sich für den Moerser Kunstpreis beworben?

Nein, ich scheue mich vor Wettbewerben, und Preisverleihungen finde ich unangenehm. Überdies kannte ich die Zusammensetzung der Jury des Moerser Kunstpreises und habe mich nicht beworben.

Wie machen Sie Ihre Bilder ohne solche Ausstellungen bekannt?

Klinkenputzen um Museumsausstellungen ist das eine, Beziehungen sind das andere. Mit Galeristen als Vermittlern zwischen mir und möglichen Käufern habe ich bisher auch eher negative Erfahrungen gesammelt.

Als bildender Künstler müssen Sie sich heutzutage im Mediengeschäft gut auskennen. Was tun Sie in diesem Feld?

Wie vermarkte ich meine Kunst? Das ist längst keine Frage des Standortes mehr. Ob Provinz oder Großstadt, ausschlaggebend sind die Kontakte. Weil ich nie mit einem schnelllebigen Trend mitgeschwommen bin, sondern meine künstlerischen Fragestellungen konsequent und, wie ich glaube redlich verfolgt habe, konnte ich die vor herrschende Gier nach Neuem nie bedienen.

Künstler haben aber immer experimentiert und sind so auf Neuland vorgestoßen? Wie sehen sie das?

Viele der aktuellen Experimente sind für mich belanglose Spielereien. Die Form schiebt sich zu Ungunsten des Inhalts in den Vordergrund. Was gibt mir das? Ich habe meinen roten Faden nie aufgegeben.

Der da wäre?

Die emotionale Wirkung, die Farben in der Natur auf mich haben, auf die Leinwand zu übersetzen. Dabei nehme ich die Gegenständlichkeit immer mehr zurück. Die Konturen werden weicher, die Farbtöne fließen stärker ineinander.

Landschaftsmalerei ist mit wenigen prominenten Ausnahmen wie Gerhard Richter, heute verpönt. Trotzdem verfolgen Sie Ihr Anliegen immer weiter?

Ich kann nicht anders. Die Naturerfahrung ist Grundlage meiner Idee. Von Beuys habe ich gelernt, mich ganz auf meine Sujets einzulassen. Sie führen mir den Pinsel. Ich arbeite quasi unter einen inneren Drang. Die Natur bietet mir ein unerschöpfliches Farbenreservoir, und die Motive suche ich nach Farbkontrasten aus. Ich bin nur so etwas wie ein Empfänger. Mein Pinsel ist meinem Denken voraus.

Halten Sie Ihre Malerei nicht für unzeitgemäß?

Keinesfalls. Sie steht gegen die Trends, aber ich halte meine Idee nach wie vor für tragfähig. Gute Dinge brauchen Ihre Zeit. Wenn ich meine künstlerische Entwicklung betrachte, so ist deutlich ein Prozess abzulesen. Ich bin dabei durchaus selbstkritisch.

Zur Vernissage spielt Heinz Witte freie Improvisationen am Klavier. Welche Bedeutung hat die Musik für Sie?

Ich kenne und schätze Heinz Witte schon viele Jahre. Wir regen uns gegenseitig an. Seine Musik bietet den Besuchern einen zusätzlichen Schlüssel zu meinen Arbeiten.

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