Die Faszination des Lichts
VON JUTTA LANGHOFF – zuletzt aktualisiert: 13.08.2012
Niederrhein (RP). Für den Moerser Maler Hans Werner Thurmann spielen das Licht und dessen Einfluss auf die Farben eine wichtige Rolle. Er malt bevorzugt Landschaften, denen er mit Pinsel und Ölfarbe eine Weichheit und Farbstimmung verleiht.

Hans Werner Thurmann aus Moers studierte unter anderem bei Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie.
Foto: Klaus Dieker
„Atelier Thurmann“. Wer in Moers auf der Rheinberger Straße stadteinwärts fährt, kann das Schild rechts kurz vor der Einfahrt zur Hoffnungsstraße nicht übersehen, und an dem dortigen Haus Nummer vier führt ein ebensolcher Hinweis direkt in den Garten.
Dort hat der Moerser Maler Hans Werner Thurmann, nachdem er lange Jahre zuvor in der Donger Windmühle und dann in der Vluyner Bahnhofstraße gearbeitet hat, seit sieben Jahren sein neues, gut 50 Quadratmeter großes Atelier. „Mit Nordblick“ wie er seinen Besuchern gerne erklärt: „Weil von da das natürlichste Licht kommt.“
Licht und dessen Einfluss auf das Erleben von Farbe besaßen für den 1950 in Moers geborenen Künstler von Anfang eine gewisse Faszination. „Farbe löst Emotionen aus. Diesem Phänomen gehe ich in meinen Arbeiten über die Beobachtung der Natur nach, die dabei als Farbenreservoire und Kontrollinstanz dient“, beschreibt er selber die Grundlage seiner Arbeitsweise. „Farbenreservoire“ ist klar, schließlich ist Thurmann Maler, was aber meint er mit „Kontrollinstanz“?
„Ich gehe bei meinen Arbeiten einen Weg, der sich zwischen Denken und Fühlen bewegt“, erklärt er auf eine entsprechende Frage hin. „Für mich sind beim Malen nicht nur meine eigenen Gefühle wichtig, sondern auch diejenigen, die ich bei den Betrachtern meiner Bilder auslöse.“ Das sind in der Regel recht positive Gefühle, denn Hans Werner Thurmann malt bevorzugt Landschaften, denen er mit Pinsel und Ölfarbe eine ganz besondere Weichheit und samtige Farbstimmung verleiht.
Mal sind es weite, niederrheinische Horizonte im Abendlicht oder auch dunkle, waldige Pfade, mal ist es ein in eine Mischung aus gleißendem Tageslicht und untergehender Sonne getauchter Strandabschnitt an der Nordsee oder auch „nur“ eine ungewöhnliche Wolkenformation am sommerlichen Himmel.
Hans Werner Thurmann malt, was er sieht. Seine Augen sind die eines Künstlers, doch das zu wissen, genügt ihm nicht. Er möchte seine eigenen künstlerischen Sinnes-eindrücke möglichst emotional an die Betrachter seiner Bilder weitergeben. Letzteres war vielleicht schon in jungen Jahren der Grund dafür, dass er sich nach dem Abitur zunächst für einen Studienplatz als Kunstlehrer für den Gymnasialbereich interessierte, dann aber schließlich doch von 1970 bis 1978 an der Düsseldorfer Kunstakademie in einer der dortigen Kunstklassen von Joseph Beuys landete.
„Ich gehe damit nicht gerne hausieren, aber von Beuys habe ich gelernt, das Wesen dessen, was ich sehe, ganz konsequent mit einem ganz harten Bleistift zeichnerisch festzuhalten“, sagt der 1950 in Moers geborene Maler. Eine Fähigkeit, die Hans Werner Thurmann nach wie vor nutzt. Seine Motive skizziert er noch immer entweder mit Blei- oder Farbstiften direkt in der Natur und macht dann anschließend in seinem Atelier daraus jene typischen, weichzeichnerischen Ölbilder.
Das mit der „Weichzeichnung“ hört er zwar nicht ganz so gerne, dennoch ist sie für viele seiner Kunden inzwischen zu seinem unverwechselbaren, mehr oder weniger idyllisch angehauchten Markenzeichen geworden. So hat sich zum Beispiel ein Moerser Zahnarzt schon vor mehr als zehn Jahren die Decke über seinem Behandlungsstuhl mit einem von Hans Werner Thurmanns weichen Bildern verzieren lassen, um seine Patienten optisch von ihrer bevorstehenden Behandlung abzulenken, und auch bei den alljährlich am ersten Advent in seinem neuen Atelier stattfindenden Ausstellungen treffen sich vermehrt Kunden, die vor allen seine wie von einem sanften Nebel überzogenen, niederrheinischen Landschaften lieben.
Quelle: RP
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