03.12.2003 NRZ/WAZ Bild-Bericht, Region Niederrhein, zur Jubiläums-Ausstellung 2003

Hans Werner Thurmann – Freischaffender Maler

 Pressespiegel 

Bild H. W. Thurmann  Bild Sonnenuntergang 3003

Bild-Bericht in der NRZ/WAZ, Region Niederrhein, zur Jubiläums-Ausstellung 2003

Farbe bekennen

AUSSTELLUNG / Hans Werner Thurmann malt seit einem Vierteljahrhundert Natur. Beharrlich gegen alle Trends.

Da ist der See. Wenn man ihn lange genug betrachtet, sieht man, wie sich das Licht diffus im Wasser spiegelt an einem ruhigen Tag, an einer niederrheinischen Kuhle. Der See hängt bei Hans Werner Thurmann im Wohnzimmer an der Wand. In Öl auf Leinwand. Wer sich auf das sanfte Verwirrspiel der Farben einlässt, für den bewegen sich die Blätter an den schemenhaften Bäumen. Der Künstler aus Neukirchen-Vluyn malt seit 25 Jahren mit und in der Natur. Gegen den Trend. Mit Überzeugung. Und ganz eigenem Stil.

Den eigenen Weg finden

Wer das Atelier eines Beuys-Schülers betritt, mag anderes erwarten. Für Thurmann selbst resultiert seine Art der Malerei sehr wohl zu einem großen Teil aus der Studienzeit an der Düsseldorfer Kunstakademie in den 70er Jahren. Beuys habe ihm dabei geholfen, das weiter zu entwickeln, was „da war“, sagt der 53-Jährige heute. Intensiv hat er das Zeichnen in und nach der Natur betrieben, hat 16 Stunden lang einen unbelaubten Baum gezeichnet. Nicht mit der Absicht, Kunst zu machen, sondern um mit dem Stift die eigene Beobachtung zu kontrollieren, das Sehen zu schulen. Dabei habe er gelernt, sich selber zurück zu nehmen, bevor er sich in ein Bild einbringe, sagt Hans Werner Thurmann. Josef Beuys brachte ihn auf seinen Weg. „Setz Dich einfach so vor einen Baum und lass das auf dich wirken, ohne was zu tun.“ Das hat der Schüler getan. Lange. Bis der Baum ihm den Stift geführt hat.

Dabei schafft Thurmann keine Abbilder der Natur. Ist weniger Landschaftsmaler als Landschaftserzähler. Einen Stempel lässt sich der Konzeptkünstler nicht aufdrücken. Verzichtet auf bloße Effekthascherei beim Farbenspiel, auch wenn er die Technik beherrscht. Abstrahiert, um das Wesentliche in den Blick zu rücken. „Ich kann sehr gut Farben sehen. Die Lust an der Farbe treibt mich, so was zu machen.“ Und die Wirkung der Farbe in der Natur auf die Gefühle des Betrachters.

Zwischen Verstand und Gefühl

Die Natur ist sein Farbenreservoir, er selbst so etwas wie ein Medium. Er kann den Menschen zeigen, was sie ohne ihn nicht sehen würden. Und lehrt sie, ihren Blick zu verlangsamen. Dass seine Bilder Emotionen auslösen, ist natürlich. Gleichwohl sträubt er sich dagegen, nur Stimmungen zu schaffen. Die Natur lasse ein Wechselspiel zwischen Verstand und Gefühl zu.

Früher stiefelte Hans Werner Thurmann mit Staffelei und Farben unterm Arm raus an den Niederrhein, um Stunden vor Ort zu malen. Heute nimmt er meist nur den Skizzenblock mit. Das habe Vorteile, sagt er. Nicht nur bei großformatigen Werken, sondern auch weil er so der Gefahr entgehe, sich zu sehr an Gegenständlichkeiten zu klammern, statt die „Sache auf den Punkt zu bringen.“ In der Natur sei man ängstlicher, sich auf Abweichungen einzulassen.

Mit Disziplin setzt sich der gebürtige Moerser täglich an die Arbeit. Als Künstler am Niederrhein, ohne Nebeneinkünfte oder finanzielle Zuwendungen anderer zu überleben, ist nicht leicht, sagt Thurmann. So um die 1000 Bilder habe er wohl im letzten Vierteljahr- hundert gemalt, schätzt er. Auch die Quantität sei wichtig für seine Entwicklung. Am Ende seines roten Kunstfadens ist er noch lange nicht. Aber einen Überblick seines Schaffens aus diesem Jahr zeigt er derzeit in seinem Atelier in Neukirchen-Vluyn. Eine ehemalige Heißmangel, mit großen Schaufenstern, die er mit weißen Tüchern abgehängt hat. „Das Licht zum Malen muss stimmen“, sagt Thurmann. Damit selbst das Grau notfalls leuchten kann.

03.12.2003, GABI GIES
Print- und Online-Ausgabe Region Niederrhein

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