Hans Werner Thurmann – Freischaffender Maler
Pressespiegel
DAS PORTRÄT: Hans Werner Thurmann
Die Natur als
Kontrollinstanz
Von MICHAEL TEGETHOFF
NEUKIRCHEN-VLUYN. Der mächtige Baumstamm ist im Licht blau bis violett verfärbt. Wuchtig emporstrebend beherrscht er die linke Bildseite und steht im Kontrast zu den gedrungenen Bäumen mit hellen Kronen. Hier bricht mattes Licht, das die Konturen verschwimmen läßt, durch die Zweige und färbt den Waldboden hell.
Zwischen Vluyn und Aldekerk liegt in der Nähe der Ortschaft Schaephuysen der Hahnenberg. Hier hat der Maler Hans Werner Thurmann ein Motiv gefunden, das beispielhaft für seine Landschaftsbilder ist: Mit seinem Ölgemälde „Weg am Hahnenberg“ versucht der Künstler aus Neukirchen-Vluyn Emotionen auszulösen. Dazu intensiviert er die Farbwirkungen, kann aber die Gegenständlichkeit zurücknehmen. Obwohl die Gegenstände nur sekundäre Bedeutung haben, dient die Natur als Kontrollinstanz und als Ausgleich von Denken und Fühlen: Thurmann beobachtet genau und folgt nicht einfach seiner Phantasie. Immer wieder kommt es deshalb vor, daß Betrachter ein Motiv eindeutig identifi- zieren und lokalisieren können. So sind auch im „Weg am Hahnenberg“ alle Bildbestandteile real vorhanden, wenngleich ihre Wirkung auf andere nicht unbedingt so ausgeprägt sein muß wie auf dem Gemälde.
Unverwechselbare Atmosphäre
Durch intensive Naturbeobachtung und untrüglichen Blick für das Wesentliche verleiht der Künstler seinen Arbeiten eine unverwechselbare Atmosphäre. Da läßt sich der gebürtige Moerser nicht dadurch irritieren, daß die Landschaftsmalerei nach der Zeit seines großen Vorbildes Claude Monet so gut wie aus der Mode gekommen ist, sondern schafft in annähernd 20jähriger Tätigkeit als freischaffender Maler Projekte von eindringlicher Aussagekraft. Beim Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf, unter anderem bei Joseph Beuys, hat er sein Handwerk derart gründlich gelernt, daß er oft von einem Motiv in verschiedenen Techniken anfertigt, etwa als Zeichnung, Pastell- oder Ölgemälde.
Fast immer aber kommt eine eigentümliche Dramatik oder Spannung zur Geltung, wenn er auf den optischen Reiz des Details verzichtet und stattdessen in der Natur verborgene Farbwirkungen erhöht. Andererseits wählt er auch gerne ausgefallene Bildausschnitte und setzt dann etwa den Horizont so niedrig an, daß sich faszinierende Aussichten auf geheimnisvolle Wolkenlandschaften eröffnen. Insgesamt beziehen Thurmanns Gemälde ihre Wirkung durch oftmals kühne Gesamtheit und kompromißlose Verwirklichung ihrer Konzepte.
Michael Tegethoff aus Rheinberg am Niederrhein (0 28 43 / 6 07 25) ist freier Journalist und schreibt für die RHEINISCHE POST vor allem Musik- und Kunstkritiken.
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